Fußballzwerge… und es gibt sie doch noch!

Nicht erst seit der 1:2-Niederlage unserer Fußball-Nationalmannschaft der Herren gegen Australien Ende März diesen Jahres scheint sich eine wertvolle Fußballweisheit zu bestätigen: Zwerge gibt es im Fußball nicht mehr. Bei den Herren mag die Standardausrede nach einem verkorksten Länderspiel zumindest in Teilen zutreffen, bei den Damen sieht es jedoch anders aus. Obwohl der Frauenfußball boomt, ist die Ausgangslage immer noch sehr unterschiedlich.

Großes Leistungsgefälle im Frauenfußball

Die Kluft zwischen den Frauenfußball-Nationen und Fußball-Entwicklungsländern ist groß. Während in den USA Fußball jahrelang als Mädchensport galt und die US-Damen dementsprechend an High-Schools gefördert und in hochklassigen Ligen professionalisiert wurden, gibt es gerade im arabischen Raum für den boomenden Sport erhebliche Einschränkungen. So ist es zum Beispiel in Saudi-Arabien Frauen gänzlich verboten, Fußball zu spielen. Doch auch in Europa ist das Leistungsgefälle groß.

Mit Schweden, Norwegen und Deutschland machten bislang ganze drei Nationen die zehn EM-Titel unter sich aus. Alleine sieben Mal hieß der Turniersieger Deutschland. Nimmt man die USA, Kanada, Brasilien und China hinzu hat man sämtliche Halbfinalisten in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften und einige Topfavoriten auf den Titel 2011 bereits genannt.

Zuschauer dürfen sich auf packende WM-Spiele freuen

Doch ähnlich wie bei den Männern schließt sich die Lücke zunehmend. Zwar gelten die Bundesliga, die skandinavischen Ligen und die US-Soccer-League im professionellen Frauenfußball noch immer als das Maß aller Dinge, doch gerade in Zentraleuropa wird die Konkurrenz zunehmend größer. Fußballnationen wie Frankreich, Italien und England haben ebenfalls das medienträchtige und werbewirksame Potential des Frauenfußballs längst entdeckt und die Qualität ihre Spiels zunehmend verbessert.

Beispielsweise steht der französische Meister Olympique Lyon bereits zum zweiten Mal in Folge im Champions-League-Finale. Die WM in Deutschland dürfte für die hochgehandelten Top-Favoriten somit kein Selbstläufer werden. Spannende Begegnungen sind garantiert. Einzig Äquatorialguinea  gilt als Exot im illustren Kreis der WM-Teilnehmer. Dabei sicherte sich der Weltranglisten-61. 2008 den Titel bei der Afrikameisterschaft und erreichte im Vorjahr erneut das Endspiel.

Fußball als Zeichen der Toleranz im nahen Osten

Obwohl der Frauensport allgemein in weiten Teilen des muslimischen nicht gerne gesehen ist, tut sich fernab von der Weltmeisterschaft in Deutschland ebenfalls viel bei den vermeintlichen Fußballzwergen. So wächst das Interesse am aber auch die Akzeptanz für den Frauenfußball im Nahen Osten stetig. Um den traditionellen religiösen Ansprüchen gerecht zu werden, sind dreiviertel-Hosen und Kopftücher auf dem Sportplatz nicht ungewöhnlich. Unter anderem wurde in Bahrain im vergangenen Jahr erstmals der Arabia-Cup 2010 ausgespielt. Vor mehreren tausend Zuschauern setzte sich im Finale die Nationalmannschaft Jordaniens gegen Ägypten durch.

Doch der Fußball in den arabischen Ländern befindet sich zum Großteil noch in Kinderschuhen.  Nahezu sämtliche Akteurinnen spielen in staatlichen Werksmannschaften, professionelle Spielerinnen wie in Deutschland gibt es nicht. In einigen Staaten wie Saudi-Arabien ist Frauenfußball weiterhin gänzlich verboten. Und dennoch setzt der arabische Frauensport ein Zeichen für Toleranz und trägt damit zur Integration bei.