Das kleine Sommermärchen?

Vor fünf Jahren trug eine ganze Nation Schwarz-Rot-Gold, als die DFB-Elf mitsamt den Trainern die WM im eigenen Land zu einem unvergesslichen Ereignis macht. Nun steht Deutschland mit der Frauen-WM das nächste Fußball-Großereignis bevor. Ist der Frauenfußball wirklich im Stande ebenfalls ein Sommermärchen auszulösen?

Gibt es ein weiteres Sommermärchen?

Unvergessen sind die Bilder, als sich die deutsche Nationalmannschaft der Herren vor dem Brandenburger Tor bei Millionen Anhängern für das gelungene Sommermärchen 2006 bedankte. Das Trainerteam, die Spieler aber auch die Fans und das unglaublich gute Wetter machten die WM im eigenen Land zu einem besonderen Erlebnis und infizierten ganz nebenbei auch Sportmuffel mit dem Fußball-Virus. Doch die WM hat noch viel mehr bewirkt. Ob kleine Fähnchen an den Autos, Trikots als Freizeit-Outift oder Schwarz-Rot-Goldene Banner als Balkon-Deko, die ganze Bevölkerung identifiziert sich wieder mit der DFB-Elf und mit der eigenen Nation. Fünf Jahre später steht Deutschland mit der Frauen-WM das nächste Fußball-Großereignis bevor. Bundespräsident Christian Wulff sprach in der vergangenen Woche den großen Wunsch der WM-Organisatoren, der Fifa und Frauenfußball-Fans aus, als er sagte, er hoffe ein zweites Sommermärchen zu erleben. Doch ist der Frauenfußball dazu jetzt schon im Stande? Ja und Nein.

Ganz unterschiedliche Vorzeichen

Die Frauen-WM im eigenen Land darf auf keinen Fall als Kopie des Großevents vor fünf Jahren angesehen werden. Die Voraussetzungen sind einfach anders: Obwohl die DFB-Damen mittlerweile erfolgreicher sind als die Herren, ist der Frauenfußball noch nicht im Bewusstsein der Massen angekommen. Nur wenige Spielerinnen wie Birgit Prinz, Lyra Bajramaj und Inka Grings haben zwar einen hohen Bekanntheitsgrad, den Starstatus eines Lukas Podolskis werden sie wohl genauso wenig erreichen, wie das Gehalt eines Bundesligaprofis. Und auch die Fankultur ist nicht zu vergleichen. Über 40.000 Menschen strömen Woche für Woche in die Stadien der Herren-Bundesliga, bei den Damen liegt der Schnitt gerade einmal bei knapp 800 Zuschauern.

Doch der Frauenfußball wächst

Und dennoch ist der Frauenfußball in der Lage einen Boom auszulösen. Seit Jahren freut sich der DFB über steigende weibliche Mitgliederzahlen. Über eine Millionen Fußballerinnen sind in Deutschland registriert, Tendenz steigend. Durch Fusionen mit professionell geführten Vereinen und die stetig wachsende Professionalisierung der Top-Clubs hat die Qualität des Sports an sich deutlich zugenommen. Das kommt auch bei den Fans an. Ein Großteil der gut 900.000 WM-Tickest sind bereits verkauft.

Zudem bereiten die Medien die WM im großen Stile auf. ARD, ZDF und Eurosport übertragen sämtliche Spiele in hoher Qualität. Bei Spitzenspielen werden bis zu 18 Kameras eingesetzt, unter anderem Spidercams, die dem Zuschauer spektakuläre Bilder bieten. Sowohl die Zuschauer im Stadion als auch die Fans vor dem Bildschirm werden so in den Genuss erstklassigen Sports kommen. Die Frauen-WM im eigenen Land wird die Begeisterung und das Wir-Gefühl des Fußball-Festes von vor fünf Jahren nicht erreichen können, doch qualitativ hoher Sport, begeisterte Fans und der dritte Titel in Folge wären doch auch ein schönes Sommermärchen.