Quotenstart bei Aufsichtsräten

„Die Wirtschaft ist mehr denn je darauf angewiesen den Talentpool qualifizierter Frauen besser zu erschließen. Dabei geht es nicht nur darum, die jungen Frauen einzustellen, sondern sie müssen tatsächlich auch die gleichen Aufstiegschancen wie Männer haben“, so Dr. Helga Lukoschat, Vorstandsvorsitzende der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin.

Dafür müssen die Unternehmen übergreifend ansetzen: einzelne Fördermaßnahmen reichen nicht aus, vielmehr geht es um die Veränderung der Unternehmenskultur. Die Erfahrungen zeigen, dass es ausgesprochen wichtig ist, wenn die Unternehmen sich hierfür klare Zielvorgaben setzen. Vor allem darf die Familienphase nicht mehr zum Abbruch von Karrieren führen. Firmen müssen ihre Karrierewege und –muster so flexibel gestalten, dass  eine Karriere mit Kindern möglich wird  und dies nicht nur für Frauen, sondern auch für aktive Väter. Vor allem müssen die Unternehmen erkennen, dass es in ihrem eigenen Interesse liegt, die Karrierewege zu modernisieren und Frauen und Männern gleiche Chancen zu geben. Denn diese Art der Förderung rechnet sich, wie mittlerweile zahlreiche Studien zeigen.

In Bezug auf die Quote sollte man daher strategisch klug verfahren: Meines Erachtens ist es sinnvoll,  bei den Aufsichtsräten zu beginnen. Diese sind im weitesten Sinn politische Gremien, die bereits jetzt durch das Mitbestimmungsgesetz reguliert sind. Im Sinne von good corporate governance ist es eminent wichtig, dass diese Kontrollgremien mehr Vielfalt und Diversität aufweisen als bisher. Und nicht zuletzt besetzen die Aufsichtsräte die Vorstände. Ferner stehen sofort genügend qualifizierte und motivierte Frauen für diese Positionen zur Verfügung,  z.B. aus großen internationalen Kanzleien oder mittelständischen Unternehmen sowie aus NGOs oder Verbänden.

Die Quotierung von Vorständen  sehe ich zurückhaltender, weil damit unmittelbar in die Unternehmensführung eingegriffen wird. Damit Frauen es bis ganz nach oben schaffen, ist es besonders wichtig, dass die Unternehmen systemisch vorgehen und ihre Unternehmenskultur verändern. Daher spricht in meinen Augen viel dafür, dass sich Firmen je nach Branche und Größe ihre eigenen Ziele stecken. Wenn das nach zwei, drei Jahren nicht fruchtet, kann der nächste Schritt getan werden. Allerdings muss die Politik deutlich zeigen, dass es ihr ernst ist.

Die EAF | Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft ist eine unabhängige, gemeinnützige Organisation mit Sitz in Berlin. Seit 1996 beraten wir Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zu Chancengleichheit, Diversity Management und Work-Life-Balance und führen Studien zu diesen Themen durch. Mit unseren innovativen Programmen fördern wir Frauen mit Führungspotenzial und unterstützen Frauen und Männer in ihrer Karriereplanung und bei der Vereinbarung von Beruf und Familie.

Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e.V.
Schumannstraße 5 / 10117 Berlin
T. 030 – 288 798 54 / F. 030 – 288 798 59

www.eaf-berlin.de