Einsam an der Spitze: Frauen in Führungspositionen im öffentlichen Sektor

„Der öffentliche Dienst ist seit geraumer Zeit ein wichtiger Beschäftigungssektor für Frauen. Sie stellen mittlerweile mehr als die Hälfte der Beschäftigten. Weniger der generelle Zugang für Frauen zum öffentlichen Dienst erscheint problematisch als vielmehr der Zugang zu bestimmten Segmenten (horizontale Segregation) und die innerbetrieblichen und -behördlichen Aufstiegschancen (vertikale Segregation).“ Studie von Julia Schimeta, DIW Berlin

Key Findings

In Führungsfunktionen sind Frauen im öffentlichen Dienst insgesamt zu etwa
einem Drittel vertreten. Allerdings sinkt ihr Anteil an den Führungspositionen
in den Verwaltungen und Unternehmen mit steigender Hierarchieebene
(„gläserne Decke“).

In den öffentlichen Unternehmen ist die Unterrepräsentanz von Frauen in
Führungspositionen noch stärker ausgeprägt als in den Verwaltungen. In
den Beteiligungsunternehmen des Bundes sind sie zu 17,7 Prozent in den
Aufsichtsräten, zu 8,2 Prozent in den Vorständen vertreten. In den Aufsichtsräten
der Beteiligungsunternehmen der Landeshauptstädte machen Frauen
immerhin 27,9 Prozent aus. Dabei sind deutliche Unterschiede zwischen den
einzelnen Städten zu erkennen. Die Spannbreite reicht vom Spitzenreiter Berlin
mit 42,8 Prozent bis zum Schlusslicht Kiel mit 11,9 Prozent.

Besonderer Handlungsbedarf besteht im Finanzsektor. Der Frauenanteil von
nur 2,5 Prozent in den Vorständen der größten öffentlich-rechtlichen Banken
und Sparkassen (2011) ist noch niedriger als der der DAX-30-Unternehmen
(3,0 Prozent). Rein männlich besetzt sind 92,5 Prozent der untersuchten Vorstände.

Legt man die Entwicklung der letzten fünf Jahre zugrunde, wird es noch 792 Jahre dauern, bis Frauen und Männer in gleichem Maße in den Vorständen der öffentlich-rechtlichen Banken und Sparkassen vertreten sind. In den Aufsichtsräten der größten öffentlich-rechtlichen Banken und Sparkassen
sind Frauen mit 16,8 Prozent vertreten und damit noch stärker unterrepräsentiert
als in den Aufsichtsräten der Beteiligungsunternehmen des Bundes und der Landeshauptstädte. Diese Werte stehen im Kontrast zur Überrepräsentanz von Frauen unter den Beschäftigten in den öffentlichrechtlichen Sparkassen.