Schluss mit leeren Versprechungen: Keine Gewalt gegen Frauen!

Köln, 24. November 2010. Anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen (erklärt von der UN 1999) weist die Frauenrechts- und Hilfsorganisation medica mondiale erneut auf die empörende Diskrepanz zwischen dem diskriminierenden und gewalttätigen Alltag von Millionen von Frauen und den hehren Worten der vielen internationalen Zusagen zum Schutz von Frauen vor Gewalt hin.

Realität 2010

Demokratische Republik Kongo: Die 15-jährige Claudine* lebt in einem kleinen Dorf im Ostkongo. Eines Tages kommen Milizionäre in das Haus ihrer Eltern, töten ihren Bruder und verschleppen das Mädchen in den Wald. Während der nächsten Wochen wird Claudine von verschiedenen Männern vergewaltigt – wie viele es waren, kann sie nicht genau sagen. Erst nach drei Monaten kommt Claudine zurück in ihr Dorf, mit erheblichen Verletzungen an ihrer Vagina. Nachbarn bringen sie ins Krankenhaus, aus dem sie sechs Wochen später wieder entlassen wird. Claudine leidet bis heute unter Schmerzen, doch die Familie kann sich weitere Behandlungen nicht leisten. 

Bei einer Massenvergewaltigung in der Demokratischen Republik Kongo wurden im August mehr als 240 Frauen und Kinder über mehrere Tage von Rebellen vergewaltigt. Ein Stützpunkt von Blauhelmsoldaten lag nur wenige Kilometer entfernt.

Liberia: Die fünfjährige Elizabeth* spielt vor der Hütte ihrer Großmutter, als ein Mann sie mit in den Wald nimmt und dort vergewaltigt. Der Großmutter fällt auf, dass das Mädchen nicht mehr aufrecht laufen kann und kaum noch spricht. Elizabeth wird ins Krankenhaus gebracht, wo Verletzungen an den Oberschenkeln und im Genitalbereich festgestellt werden. Die Polizei wird informiert und fasst den Täter, lässt ihn aber kurz darauf wieder frei. Inzwischen lebt Elizabeth mit ihrer Großmutter in einem anderen Dorf – auch aus Angst vor der Rache des Täters.

Von den geschätzten 36.000 Menschen mit HIV-Infektion in Liberia sind 58 Prozent Frauen und Mädchen. Die Verbreitung der Infektion bei jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren ist rund dreimal höher als bei jungen Männern. UNAIDS sieht einen Grund dafür in der hohen Anzahl von Vergewaltigungen.

Afghanistan: Die Afghanin Fatima* wird im Alter von 11 Jahren gegen ihren Willen verheiratet. In der Familie ihres Ehemannes trifft sie auf äußerst gewalttätige Lebensumstände: Sie wird geschlagen, beleidigt, ihr Mann vergewaltigt sie. Bei einem Streit mit dem Schwiegervater eskaliert die Situation. Er überschüttet das Mädchen mit Benzin und zündet es an. Fatima kann von den Nachbarn gerettet und ins Krankenhaus gebracht werden, aus dem sie kurze Zeit später jedoch wieder verschwindet.

Unter den 70 Mitgliedern des jüngst in Afghanistan installierten „Hohen Friedensrats“ zur Verhandlung mit den Taliban sind gerade 10 Frauen. Einigen der männlichen Vertreter werden Kriegsverbrechen vorgeworfen.

medica mondiale fordert endlich Taten

Die Gründerin von medica mondiale, Monika Hauser: „Welchen Wert haben all die Resolutionen, Absichtserklärungen und Vereinbarungen, die als Konsequenz von Gewalt gegen Frauen sogar den Weltfrieden bedroht sehen, wenn sie nicht sofort ernsthaft und effektiv umgesetzt werden? Während an Konferenztischen immer neue Dokumente sich dem Wohl der Hälfte der Bevölkerung verschreiben, wird die Würde von Zigtausenden Frauen täglich mit den Füßen getreten. Es ist überfällig, dass den hehren Worten endlich Taten Folgen: Schutz für Frauen und Mädchen vor brutaler Gewalt!“

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