Zahl der Frauen in Handwerksberufen steigt

Blickt man auf die letzten 25 Jahre, so ist der Anteil an weiblichen Arbeitskräften in handwerklichen Berufen gestiegen – und das in allen Tätigkeitsbereichen. Zwar sind viele Handwerksberufe noch immer eine klare Männerdomäne, doch insbesondere der Fachkräftemangel sorgt für die sukzessive Öffnung des Handwerks für weibliche Nachwuchskräfte.

Vorurteile schrecken ab

„Frauen sind für viele Handwerksberufe nicht geeignet, denn sie sind dem anderen Geschlecht körperlich unterlegen“ – so lautet meist die Meinung derer, die Frauen in von Männern dominierten Tätigkeitsbereichen ablehnen. Diese Einstellung spiegelt sich auch heute noch im geringen Frauenanteil in vielen Berufsgruppen wider. Während die Mehrheit von den 32,1 % an Frauen, die insgesamt im Handwerk vertreten sind, einer Tätigkeit als Friseurin, Kosmetikerin oder Schneiderin nachgehen, ist der Anteil von weiblichen Arbeitskräften im Baugewerbe verschwindend gering. In Berlin waren hier beispielsweise im letzten Jahr unter 600 Auszubildenden nur 9 Frauen. Grund für diese geringe Anzahl sind nicht zuletzt Vorurteile auf beiden Seiten. Weibliche Lehrlinge kämpfen mit Sexismus im Betrieb oder trauen sich den Beruf von Anfang an selbst nicht zu, in der Annahme, physisch mit ihren männlichen Kollegen nicht mithalten zu können. Dabei wird in heutigen Betrieben das Heben und Tragen von schweren Lasten zum größten Teil von Maschinen übernommen. Viele Unternehmen setzen auf verschiedene, hydraulisch oder elektrisch bedienbare Arbeitsgeräte und statten ihre Betriebe mit modernen Hubwagen, Staplern und Co. aus. Dadurch wird ein gewisses Maß an physischer Kraft in vielen handwerklichen Berufen zwar nicht gänzlich irrelevant, doch der Geschlechterunterschied spielt eine immer kleinere Rolle.

Ein unaufhaltsamer Wandel hat eingesetzt

Trotz der noch geringen Frauenquote und einem nur langsam fortschreitenden Wandel ist der Trend im Handwerk eindeutig. Laut des Zentralverbands des Deutschen Handwerks wird bereits jede vierte Meisterprüfung von einer Frau abgelegt, was eine Verdopplung innerhalb der letzten 25 Jahre darstellt. Auch Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung bestätigen diese Tendenz: In vier von fünf Berufen mit einem Männeranteil von mindestens 80 % nahm der Anteil der weiblichen Auszubildenden in den letzten Jahren zu – so stieg er beispielsweise in der Berufsgruppe der Maler und Lackierer um 6,5 % und in der der Tischler um immerhin 5 %. Darüber hinaus gehörte im Jahr 2016 bereits jeder vierte gegründete Handwerksbetrieb einer Frau. Aufgrund der sehr guten Auftragslage der letzten Jahre, gepaart mit einem prekären Fachkräftemangel, ist das Handwerk immer stärker auf weibliche Arbeitskräfte angewiesen. Aktionen wie der Girl’s Day sollen handwerkliche Tätigkeiten schon bei jungen Mädchen als mögliches Berufsbild etablieren und früh ihr Interesse wecken. Doch nicht nur aus der Not heraus sollte und wird sich der Anteil erhöhen. Frauen zeigen in handwerklichen Berufen häufig entscheidende Stärken, von denen jeder Betrieb profitieren kann. Während sie ihren männlichen Kollegen in der Regel zwar physisch unterlegen sind, arbeiten sie dafür nicht selten filigraner und genauer. Auch kommunikative Stärken machen sich vor allem im Kundenkontakt bezahlt. Bildrechte: Flickr © Bornholm 2010 Andreas Lippelt CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

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