„Die Lohnlücke bleibt ein Problem“

Berlin. Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln heizt die Debatte um den so genannten Gender Pay Gap in Deutschland weiter an. Wer die Berichterstattung verfolgt hat, könnte leicht zu dem Schluss kommen, die Lohnlücke hätte sich erledigt. Wer die Studie allerdings genauer liest, sieht: Diese Schlussfolgerung ist falsch.

Kommentar von Henrike von Platen,  Präsidentin der Business and Professional Women (BPW) Germany

„In der Debatte um Entgeltgerechtigkeit ist es gefährlich, die Behauptung aufzustellen, die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern sei statistisch nicht mehr signifikant. Nach der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft liegt der durchschnittliche Entgeltunterschied, wenn man sämtliche Ursachen und strukturellen Benachteiligungen mit einbezieht, bei rund 30 Prozent, also sogar über dem Wert des Statistischen Bundesamts von 23 Prozent. Auch der bereinigte Wert, der vergleichbare Erwerbsbiographien zwischen Männern und Frauen zugrunde legt, liegt höher. Während Destatis von 8 Prozent spricht, errechneten die Statistiker des IW bei gleicher Qualifikation, gleicher Berufserfahrung, gleicher Unternehmensgröße und beruflichem Status einen Wert von 12 Prozent. Welche Zahl auch immer man letztlich zugrunde legt, Tatsache ist, die Lohnlücke bleibt ein Problem. Die Ursachen für die unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen sind ein nicht zu leugnender Fakt. Frauen fehlen in gut bezahlten Führungspositionen, typische Frauenberufe werden schlechter bewertet und Frauen haben – auch aufgrund fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten – weniger Chancen, ihre beruflichen Potenziale voll auszuschöpfen. Frauen haben nach wir vor deutlich weniger Vermögen und sind häufiger von Altersarmut bedroht. Und das, obwohl Frauen heute hervorragend ausgebildet sind. Die vom IW vorgelegte Studie zeigt uns deutlich: Wir haben das Ziel der gerechten Bezahlung noch lange nicht erreicht und werden uns deshalb weiter für Chancengleichheit in Deutschland einsetzen.“

Redaktion: Link zur IW-Studie