Orden Pour le mérite wählt (s)eine Kanzlerin

Die Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard, Direktorin am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen, wurde gestern in Berlin von den Ordensmitgliedern zur Kanzlerin des Ordens Pour le mérite gewählt. Christiane Nüsslein-Volhard folgt mit dieser Wahl Eberhard Jüngel, der Professor für Theologie an der Universität Tübingen und Ephorus des Tübinger Stifts war.

Der Orden Pour le mérite gilt als die höchste deutsche Auszeichnung für Künstler und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland. Er steht unter dem Protektorat des Bundespräsidenten. Nur 40 deutsche und etwa gleich viele ausländische Naturwissenschaftler, Geisteswissenschaftler und Künstler zu etwa je einem Drittel tragen den Orden. Es gehört zu den Aufgaben der Kanzler, die Zuwahl neuer Ordensmitglieder vorzubereiten, die von den Mitgliedern gewählt werden. Frühere Ordenskanzler waren unter anderen Alexander von Humboldt, Adolf von Harnack, Heinz Maier-Leibnitz und Max Planck.

Die Arbeit für den Orden bereitet Nüsslein-Volhard viel Freude: „Der Orden besteht aus bedeutenden, hochinteressanten Persönlichkeiten, die auf vielen verschiedenen Gebieten, mit denen ich sonst beruflich nicht so viel in Kontakt komme, mein Wissen und meine Erfahrung bereichern. Mit vielen von ihnen bin ich freundschaftlich verbunden. Es ist für mich eine große Ehre und Verantwortung, aber auch Freude, bei der Gestaltung und Fortführung dieser einzigartigen Gemeinschaft von Wissenschaftlern und Künstlern entscheidend mitzuwirken.“

Geschichte des Ordens
Der höchste preußische Verdienstorden Pour le mérite, gegründet von König Friedrich dem Großen, wurde in seiner ursprünglichen Form seit 1740 für besondere militärische und zivile Leistungen vergeben. Ab 1842 wurde durch König Friedrich Wilhelm IV. unter Einflussnahme von Alexander von Humboldt eine Friedensklasse gegründet – der Orden Pour le mérite für die Wissenschaften und Künste. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig zu internen Verhandlungen und Gesprächen; einmal im Jahr findet eine feierliche öffentliche Veranstaltung im Konzerthaus in Berlin in Anwesenheit des Bundespräsidenten statt. Er ist der Schirmherr des Ordens.

Zur Person
Christiane Nüsslein-Volhard ist seit 1985 Direktorin am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen. Für ihre Entdeckungen von Genen, die die Entwicklung von Tier und Mensch steuern, sowie den Nachweis von gestaltbildenden Gradienten im Fliegenembryo hat sie zahlreiche Auszeichnungen, Ehrendoktorate und Preise erhalten, unter anderem den Leibnizpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1986), den Albert Lasker Award (1991), und den Nobelpreis für Medizin (1995). Sie ist Mitglied der Royal Society, England, der National Academy, USA, der Académie Francaise und des Ordens Pour le mérite (1997). Sie war Mitglied zahlreicher Gremien, unter anderem dem Senat der Max-Planck-Gesellschaft, dem Nationalen Ethikrat (2002-2007) und dem Scientific council des European Research Council ERC (2007-2012).

Das Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie betreibt Grundlagenforschung auf den Gebieten der Biochemie, Molekularbiologie, Genetik sowie Zell- und Evolutionsbiologie. Es beschäftigt rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat seinen Sitz auf dem Max-Planck-Campus in Tübingen. Das MPI für Entwicklungsbiologie ist eines der 80 Institute und Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.