Best Practice of Mixed Leadership

„Was die Karrieren von Frauen betrifft, ist Deutschland eindeutig Entwicklungsland“, stellte Brigitte Hirl-Höfer vor drei Jahren in der Wirtschaftswoche fest. Geändert hat sich seitdem nicht viel, außer dass die Forderung einer gesetzlichen Frauenquote Medien, Politik und Wirtschaft gleichermaßen spaltet. Microsoft kann darauf gelassen reagieren. Über die Förderung von Frauen und personalpolitische Herausforderungen sprach Career-Women.org mit Brigitte Hirl-Höfer, Director HR Microsoft Deutschland.

Brigitte Hirl-Höfer, 45, ist seit 1992 im Personalbereich von Microsoft tätig. Nach Stationen u.a. als Personal-Managerin für Ost-Europa und 2006, nach ihrer Rückkehr aus der Elternzeit, als Leiterin des EMEA Staffing Teams zog sie 2007 als  Senior Director Human Resources in die Geschäftsführung der Microsoft Deutschland ein.  Die deutsche Organisation beschäftigt 2.600 Mitarbeiter. In der Unternehmenskultur des Global Player spielt Diversity, d.h. die Vielfalt von Erfahrungen, Kulturen und Geschlechtern, eine wichtige Rolle. Hirl-Höfer hat BWL studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in München.

Career-Women.org: Frau Hirlhöfer, Microsoft Deutschland kann auf die Quoten-Diskussion gelassen reagieren. Von den 13 Mitgliedern der Geschäftsführung ist die Hälfte weiblich. Ist damit das Thema Frauen in Ihrem Unternehmen ein Selbstläufer? 

Brigitte Hirl-Höfer: Ein Selbstläufer ist das Thema Frauen auch bei uns nicht, sondern vielmehr das Ergebnis einer gezielten Personalpolitik. Durch individuelle Mentoring-Programme und Coachings speziell für Frauen erleichtern wir bei Microsoft Frauen den Ein- und Aufstieg. Vor allem das Angebot einer flexiblen Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung hat bei Microsoft Deutschland zu einem Anstieg des Frauenanteils geführt und auch für eine deutlich höhere Mitarbeiterzufriedenheit gesorgt. Unternehmen müssen heutzutage umdenken. Sie müssen nicht nur die Unterschiede in den Gehaltsstufen entfernen, sondern Frauen gezielt fördern und insgesamt familienfreundlicher werden. Aktuell sind von den 13 Mitgliedern der Geschäftsführung sechs Frauen, 4 von Ihnen haben Kinder. Mit einer Frauenquote von etwa 25 Prozent liegt Microsoft damit über dem deutschlandweiten Durchschnitt in IT-Berufen. Auch unter den jungen Bewerbern spiegelt sich dies wieder: über die Hälfte des aktuellen MACH-Trainee Jahrganges sind weiblich.

 Career-Women.org: In welchem Fachbereich sind Nachwuchskräfte schon heute knapp? Wie bereiten Sie sich auf eventuelle Engpässe vor?

Brigitte Hirl-Höfer: In der IT-Branche herrscht seit Jahren ein Mangel an Fachkräften. Bei Microsoft legen wir daher Wert auf eine enge Bindung zu unseren Mitarbeitern sowie zu Hochschulabsolventen und Nachwuchstalenten. Mit unserem MACH-Trainee Programm haben wir die Nachwuchsförderung kontinuierlich ausbauen können. Ab Oktober werden 27 neue Trainees bei Microsoft Deutschland ihre Ausbildung beginnen – so viele wie noch nie. Ein innovatives Arbeitsumfeld, interessante Perspektiven und eine leistungsgerechte Vergütung sichern uns auch in Zukunft die besten Nachwuchskräfte der Generation Y und ermöglichen es uns unsere Mitarbeiter langfristig an uns zu binden. Dafür sorgen auch Weiterentwicklungsmöglichkeiten und der Freiraum unserer Mitarbeiter, die eigene Karriereplanung in die Hand zu nehmen und aktiv gestalten zu können.

 Career-Women.org:  Welchen Einfluss nimmt die amerikanische Muttergesellschaft auf die deutsche Personalpolitik?

Brigitte Hirl-Höfer: In unseren Entscheidungen sind wir als Microsoft Deutschland unabhängig und eigenständig. Jeder Markt – schon alleine in Europa – ist anders und die Personalpolitik muss zu diesem Markt passen. Aber natürlich gibt es eine gewisse „Microsoft-Kultur“, eine Unternehmenskultur, die sie weltweit wiederfinden werden. Das erleichtert die Zusammenarbeit mit den Kollegen auf der ganzen Welt. Wir arbeiten häufig in international zusammengewürfelten Teams, da muss die Kommunikation genauso funktionieren wie in lokalen Teams. Ein typisches Bespiel ist unsere Open Door Policy, sie steht für die offene Kommunikation innerhalb des gesamten Konzerns. 

 Career-Women.org: Woran messen Sie den Erfolg Ihrer Personalpolitik?

Brigitte Hirl-Höfer: Die Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital. Wir müssen mit unserer Personalpolitik dafür sorgen, dass wir ihnen die Bindung an das Unternehmen leicht machen. Ich freue mich, dass wir in Deutschland immer wieder zu den besten Arbeitgebern gewählt werden – und zwar von unseren Mitarbeitern. In diesem Jahr haben wir Platz zwei unter den besten Arbeitgebern Deutschlands belegt und den Sonderpreis „Chancengleichheit der Geschlechter“ bekommen. Das macht mich stolz und zeigt, dass wir mit unserer Personalpolitik auf dem richtigen Weg sind.
 

Career-Women.org: Was empfehlen Sie Frauen, die am Anfang ihrer beruflichen Karriere stehen?

Brigitte Hirl-Höfer: Nehmen Sie Ihre Karriere aktiv in die Hand und fordern Sie Ihren Arbeitgeber heraus. Fragen Sie nach gezielten Programmen zur Förderung von Frauen im Unternehmen wie z.B. Mentoringprogramme und achten Sie bei der Arbeitgeberwahl auf den Stellenwert von Diversity. Das Wichtigste dabei ist aber immer, sich treu zu bleiben und den nächsten Karriereschritt auch wirklich gehen zu wollen – oder in Kurzform: »Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg« – Karriere ist auch eine Frage des Wollens.