Dealmaker zeigen wenig Vertrauen in Europas Wirtschaft

Sparprogramme bremsen Fusionen und Übernahmen – Entscheider prognostizieren in jährlicher „Doing the Deal“ Umfrage nur wenige Börsengänge 2013 – schwieriges Umfeld für Finanzierungen. Dealmaker in Europa fordern zur Stimulation der Wirtschaft einen Verzicht auf Sparprogramme – und stattdessen mehr staatliche Ausgaben. Das ist das Ergebnis der jährlichen „Doing the Deal“-Umfrage zum Wirtschaftsklima in Europa, die 2012 bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde und von NetJets Europe unterstützt wird.

Danach rechnen Dealmaker im kommenden Jahr bei Akquisitionen und Firmen-Zusammenschlüssen (M&A) nur noch mit einem Plus von rund 227 Millionen Euro (2011: 250 Millionen Euro). Sie prognostizieren gleichzeitig einen nur mageren Anstieg bei der Zahl der Börsengänge (IPO), was auf ein schwieriges Umfeld für Finanzierungen und mangelnden Erfolg des Facebook-Börsengangs zurückzuführen ist.

Die „Doing the Deal“-Studie untersuchte die Meinungen von 175 Dealmakern aus den Branchen Private Equity, Investmentbanking, Accounting und Rechtsberatung in Europa. Die Dealmaker waren im vergangenen Jahr an M&A-Transaktionen im Wert von mehr als 136 Mrd. € beteiligt. Umfrageteilnehmer aus Unternehmen, die in IPOs involviert waren, arbeiteten für sieben der zehn weltweit größten Börsenneulinge 2011. Die Untersuchung wurde von Remark, einer auf M&A und IPOs spezialisierten Division von mergermarket, durchgeführt.

Europäische Zusammenarbeit bei Reformen wichtig

Knapp die Hälfte der Befragten (48%) erwartet, dass die M&A-Aktivität im Jahr 2013 zunehmen wird. Sie rechnen mit einem Wertanstieg der Transaktionen um 227 Mrd. € auf insgesamt 1,7 Bill. €. Das sind jedoch 300 Mrd. € weniger als ursprünglich für das Jahr 2012 vorhergesagt. 26% der Befragten glauben, dass es 2013 weniger Fusionen und Übernahmen geben wird (2012: 8%). Diese Zahlen spiegeln das mangelnde Vertrauen der Dealmaker in die wirtschaftliche Entwicklung sowie eine bestenfalls vorsichtig optimistische Prognose für 2013 wider. Die Umfrageteilnehmer betonen außerdem die Bedeutung europäischer Zusammenarbeit bei der Eindämmung des Sparzwangs und der Einführung von Reformen.

Kapitalkraft bei M&A-Aktivitäten entscheidend

Die Befragten rechnen damit, dass kapitalkräftige Unternehmen eine wichtige Rolle bei den M&A-Aktivitäten im Jahr 2013 spielen werden. 69% der Dealmaker halten Kaufkraft für den wichtigsten Auslöser für Akquisitionen und Firmen-Zusammenschlüsse. Gleichwohl bleiben Konsolidierungen und opportunistische M&As – zwei Trends aus dem Bericht des vergangenen Jahres – wichtige Faktoren: Käufer halten weiterhin Ausschau nach Schnäppchen und suchen nach Möglichkeiten für feindliche Übernahmen in instabilen Märkten.

Sparmaßnahmen blockieren Fusionen und Übernahmen

Im Fokus des diesjährigen Berichts stehen die Eurokrise und deren Auswirkungen auf die M&A-Aktivitäten im Jahr 2013. 55% der Befragten geben an, dass die Sparmaßnahmen der europäischen Regierungen Fusionen und Übernahmen beeinträchtigen. 79% der Dealmaker fordern Ausgabenprogramme zur Lösung der Wirtschaftskrise. Nur 13% der Befragten glauben, dass die Sparmaßnahmen zu mehr Wachstum führen.

Trotz der negativen Grundstimmung geht nur 1% der Teilnehmer davon aus, dass Mitgliedsländer die Eurozone verlassen werden. Dabei rechnet die Mehrzahl der Befragten mit einem Ausscheiden Griechenlands aus dem Euroraum. Ein Dealmaker aus Italien: „Wir brauchen nicht damit zu rechnen, dass sich die Wirtschaft in naher Zukunft erholen wird. Sparmaßnahmen waren anfangs sicher hilfreich, doch jetzt verursachen sie viel Unruhe, und das Ergebnis wird voraussichtlich ein Fortschreiten der Rezession sein.”

NYSE bleibt bei Börsengängen dominant

69% der Befragten gehen davon aus, dass die New York Stock Exchange (NYSE) auch 2013 der Börsenplatz mit den meisten Börsengängen (IPO) sein wird. Entsprechend der wirtschaftlichen Entwicklungen werden die asiatischen Börsen in Hong Kong (67%) und Shanghai (41%) zu New York aufschließen. Stärkste europäische Börse ist die London Stock Exchange (LSE) mit 41 %, die Deutsche Börse (23%) und der Nasdaq (20%) liegen auf den Plätzen 5 und 6. Auf der Wunschliste der Unternehmen stehen den Dealmakern zufolge die Börsenplätze China (83%), USA (59%), Russland (33%), Indien (29%) und Brasilien (25%) ganz oben. Aufgrund der raschen Entwicklung der Schwellenmärkte werden Russland, Indien und Brasilien in den kommenden fünf Jahren dominanter.

Energiebranche bei Börsengängen und M&As am aktivsten

Laut der Umfrage sind im kommenden Jahr die Branchen Energie und Rohstoffe die aktivsten hinsichtlich Fusionen und Übernahmen. Die Finanzbranche rutscht überraschend von Platz 2 im vergangenen Jahr auf Rang 5 ab. Obwohl 17% der Befragten die Branche „Internet/E-Commerce“ als aktiv bei M&As einschätzen, glauben lediglich 10%, dass dies im Verlauf der nächsten fünf Jahre so bleiben wird. Dies legt den Schluss nahe, dass Dealmaker damit rechnen, eine „Internet-Blase“ könne platzen.

Mit Börsengängen rechnen die Befragten im kommenden Jahr (56%) in erster Linie in den Branchen Energie, Bergbau und Versorgungswirtschaft. 42% der Dealmaker rechnen in der Branche Internet/E-Commerce mit IPOs. Allerdings sind nur 21 Prozent der Umfrage-Teilnehmer der Meinung, dass diese Branche in den kommenden fünf Jahren stark bleiben wird. 14 Prozent der Dealmaker sind der Ansicht, dass die meisten Börsengänge im Jahr 2013 im Bereich Social Media zu verzeichnen sind. Dieser Wert sinkt jedoch für die kommenden fünf Jahre um 5%. Als mögliche Ursachen für diesen Rückgang werden die Ereignisse um den Börsengang von Facebook sowie die Schwierigkeiten genannt, die Social-Media-Firmen mit der Entwicklung von langfristigen Wachstumsstrategien haben.

UK überholt Deutschland

Als aktivste M&A Ziele nennen Dealmaker vor allem China (71%), die USA (58%) und Russland (30%). Allerdings schätzen die Teilnehmer der Umfrage, dass die M&A Aktivität in China und den USA in den kommenden fünf Jahren zurückgehen wird. In Brasilien (39%) und Indien (46%) rechnen die Befragten in den kommenden fünf Jahren jedoch mit einer Zunahme der M&A-Aktivität bei gleichzeitig wachsender Wirtschaft. Überraschenderweise ist das Vereinigte Königreich vom achten Rang der aktivsten M&A-Märkte im vergangenen Jahr auf den sechsten Platz in diesem Jahr geklettert und hat Frankreich (Rang 15) und sogar Deutschland (Rang 9) überholt.

China bleibt Zielmarkt Nr. 1 für Fusionen und Übernahmen

Hinsichtlich grenzüberschreitender Fusionen und Übernahmen zeigen sich die Befragten zuversichtlicher und rechnen mit einer mengen- und wertmäßigen Zunahme der Transaktionen um 11%. Sie prognostizieren außerdem 500 Deals im Jahr 2013 mit mehr als 65 Mrd. EUR. Dieser Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass Unternehmen gezwungen sind, schnell wachsende Märkte zu erschließen (74%) und Größenvorteile zu nutzen (60%). China bleibt der Markt Nr. 1 für grenzüberschreitende Abschlüsse. Deutschland fällt hingegen von Rang 2 auf Rang 8 zurück. Dies lässt vermuten, dass sich die Krise in der Eurozone auch in sinkendem Vertrauen der Dealmaker in die deutsche Wirtschaft widerspiegelt.

Die USA, Indien und Brasilien zählen aufgrund ihrer großen und entwickelten M&A-Märkte (57%) sowie ihren Stärken in den Bereichen Technologie, Ressourcen oder qualifizierte Arbeitskräfte (59%) zu den fünf attraktivsten Transaktionsmärkten. Die steigende Nachfrage in den Schwellenmärkten macht es für diese Länder unerlässlich, Zugang zu Rohstoffen zu sichern. Länder im asiatisch-pazifischen Raum nehmen zunehmend ressourcenstarke Länder in Nord- oder Lateinamerika ins Visier.

Persönliches Treffen bleibt Erfolgsfaktor für Deals
Trotz der zunehmenden Verwendung von Smartphones, Skype und sozialen Medien geben 45% der europäischen Dealmaker an, dass der direkte Kontakt zu Transaktionspartnern eines der Schlüsselelemente für den Abschluss einer M&A-Transaktion ist. 62% sagen, dass der erste Kontakt bezüglich einer M&A-Transaktion auf der Vorstandsetage stattfindet, 42% kommen während eines Geschäftsessens zum Abschluss. Selbst der Golfplatz ist ein potenzieller Ort für einen Deal (3%). Knapp die Hälfte (42%) der Entscheider ist der Meinung, dass der Aufbau guter Beziehungen zur Chefetage entscheidend für eine erfolgreiche Integration nach der Übernahme ist.

Marine Eugene, Vertriebsleiterin von NetJets Europe: „Angesichts der Volatilität der Märkte müssen Dealmaker noch stärker am Aufbau und der Pflege geschäftlicher Beziehungen arbeiten. Die Aktivität auf den Schwellenmärkten nimmt zu. Die Entscheider in der Wirtschaft müssen daher darauf vorbereitet sein, schnell zu handeln und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um Chancen zu nutzen und sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.”

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Joanna Derain, NetJets Europe: M+44 (0)7789 511 482 jderain@netjets.com