„Man hat immer ein schlechtes Gewissen“

Das sagt eine Ärztin, die nach der Babypause zunächst in Teilzeit in ihren Krankenhausjob zurückkehrte. Inzwischen ist sie Vollzeit-Chefärztin und der festen Überzeugung: „Chefarzt in Teilzeit geht nicht“.

Diese Meinung teilen die meisten Kolleginnen laut einer Umfrage zum Thema „Chefärztin in Teilzeit?“, die der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) durchführte. Career-Women.org hat sich parallel dazu auf die Suche nach einer Chefärztin in Teilzeit gemacht. Gefunden haben wir eine Oberärztin in Aachen.

Frau Dr. Laila Najjari, Oberärztin an der Frauenklinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin mit Schwerpunkt Urogynäkologie und Pränataldiagnostik, arbeitet täglich bis 13h. Sie hat zwei Kinder. Es sei nicht immer einfach, die Zeit einzuhalten, aber die Sprechstunden seien so gelegt, dass es  meistens funktioniert, so die Marokkanerin. Sie zählt in Deutschland zu den Ausnahmen, die als Oberärztin in Teilzeit arbeitet.

 Oberärztinnen unterstützen

Eine etwas andere Erfahrung schildert eine Chefärztin, die als leitende Oberärztin nach der Geburt ihres Kindes eine 80%-Stelle inne hatte. Tatsächlich absolvierte sie über 42h pro Woche, sodass sie letztendlich wieder aufstockte. Eine Lösung könnte sein, die Stelle auf  zwei Ärzte zu verteilen, empfiehlt die Ärztin. Eine Kollegin fordert: “ Oberärztinnen gibt es doch deutlich häufiger und hin und wieder auch in Teilzeit. Hier würde man mit der Propagierung der Teilzeit eine deutlich größere Gruppe unterstützen können“.

Teilzeitstellen nehmen zu

Nichts desto trotz nimmt die Inanspruchnahme von Teilzeitstellen im Krankenhaus zu und zwar proportional gleich bei Männern als auch bei Frauen! Mehr zu statistischen Zahlen, etc. bietet Doccheck.com  unter dem Titel „Teilzeit: schmerzhafter Spagat“.

Chefarzt in Teilzeit sollte möglich sein

Eine anonyme Online-Umfrage auf career-women.org kommt zu einem etwas anderen Ergebnis, was die Chefärztin in Teilzeit betrifft. 90 Prozent der teilnehmenden Ärztinnen befürworten demnach, dass der Chefarztposten auch in reduzierter Arbeitszeit möglich sein sollte. Bis dahin scheint noch viel Überzeugungsarbeit nötig. „Die Frage nach Teilzeittätigkeit in Führungspositionen zu stellen ist längst überfällig, da gerade im konservativen Klinikbetrieb noch alte Dogmen vorherrschen“, so eine Stimme aus der Umfrage des Deutschen Ärztinnenbundes.

Der DÄB setzt sich für Rahmenbedingungen ein, bei denen sich Beruf und Privatleben für Frauen und Männer in einer ausgewogenen Balance befinden, um qualifizierte Ärztinnen und Ärzte in der klinischen Versorgung und in Deutschland zu halten und fordert gleiche Karrierechancen für Frauen. „Damit Arbeitskultur und Denken sich verändern können, brauchen wir einen Mentalitätswechsel“, so die Präsidentin des DÄB, Dr. Regine Rapp-Engels.