Vorteilhafte Vielfalt

Siemens-CEO Peter Löscher kritisierte nach einem Jahr Amtszeit die Struktur seiner Belegschaft mit den Worten: zu deutsch, zu männlich, zu farblos. Die Kritik hatte handfeste Gründe. Denn Vielfalt, sprich Diversity, macht (nicht nur) international agierende Unternehmen erfolgreicher. Career-Women sprach mit Christiane Flüter-Hoffmann, Studienleiterin Diversity Management beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW).

Career-Women: Warum ist das Thema Diversity Management im Moment wieder so aktuell?

Flüter-Hoffmann: Ja, in der Tat scheint das Thema heute aktueller denn je zu sein, aber nicht mehr wie früher noch als ein bestimmtes Personalprogramm. Vielmehr ist es heute  eine Grundeinstellung der Unternehmen zu ihren Mitarbeitern. Sie nehmen die Vielfalt der individuellen Fähigkeiten, Erfahrungen, Kompetenzen und Blickwinkel als Potenzial für ihre unternehmerische Strategie wahr. Damit können sie auch nach außen besser auf die immer vielfältig werdenden Kundenbedürfnisse reagieren.

Career-Women: Waren Belegschaften nicht immer schon ein Abbild der Gesellschaft?

Flüter-Hoffmann: Eher nicht. Denken wir nur daran, dass die Hälfte der Bevölkerung weiblich ist, aber in der Privatwirtschaft der Frauenanteil eher bei 40 Prozent liegt, im öffentlichen Dienst hingegen bei zwei Drittel. Wir müssen also genauer unterscheiden, von welcher Branche wir sprechen. Ein IT-Start-up-Unternehmen wird kaum ein ausgewogenes Verhältnis von Alt und Jung, Frauen und Männern oder Kollegen mit und ohne Migrationshintergrund haben. Aber auch der alt eingesessene Maschinenbaubetrieb hat sicherlich wesentlich mehr Männer als Frauen in der Belegschaft.

Career-Women: Und warum dann Diversity Management?

Flüter-Hoffmann: Weil die Unternehmen damit ganz gezielt die Vorteile dieser Vielfalt nutzen können. Nehmen wir allein die Potenziale der Frauen: Wir haben heute die am besten ausgebildete Frauengeneration aller Zeiten. Da wäre es fatal, deren Kompetenzen nicht stärker zu nutzen – übrigens auch für Führungspositionen.