26.000 in Schockstarre

Der Traum vom dritten Weltmeistertitel in Folge ist für die DFB-Elf und Millionen TV-Zuschauer wie eine Seifenblase zerplatzt. Die Japanerin Karina Maruyama zerstörte mit ihrem Treffer nach 108 Minuten im Viertelfinal-Spiel zwischen Deutschland und Japan in Wolfsburg sämtliche Hoffnungen auf ein neues Sommermärchen.

Eigentlich lieferte das Viertelfinale in der ausverkauften Wolfsburger Arena alles, was man erwartet hatte: Birgit Prinz kam erneut nicht über die Reservistenrolle hinaus, die Japanerinnen erwiesen sich als der befürchtet schwere Gegner und es entwickelte sich eine spannende Geduldspartie. Und doch versetzte das packende Spiel die 26.000 Zuschauer in der Wolfsburger WM-Arena in eine Schockstarre.

Ausgeträumt – Endstation Wolfsburg

Nach 108 Minuten bereitete Karina Maruyama dem deutschen Titeltraum ein jähes Ende. Zwar bewies die DFB-Elf in den letzten Minuten der Verlängerung noch einmal Moral, das frühzeitige Turnier-Aus konnte der Gastgeber aber nicht verhindern. „Es ist das eingetreten, was ich befürchtet habe“, sagte Silvia Neid nach dem Spiel dem ZDF. „Dass wir gegen den Weltranglistenvierten spielen und wir sind Zweiter. Da geht es um Nuancen. Und wenn ich von Nuancen spreche, dann geht es auch darum, dass wir nicht in der Lage waren, das Tor zu machen“, fügte die Bundestrainerin hinzu.

Kulig mit Verdacht auf Kreuzbandriss

Die Partie begann für die deutsche Elf bereits mit einer Schrecksekunde. Nach einem Eckball sorgte die 21-jährige Kim Kulig bereits nach vier Minuten für die erste nennenswerte Möglichkeit, bei ihrem Kopfball landete die Hamburgerin allerdings so  unglücklich, dass sie mit einer Knieverletzung ausgewechselt werden musste. Damit musste  Silvia Neid frühzeitig taktisch umstellen. Trotz dieses Rückschlags fand die deutsche Mannschaft zunächst besser in die Begegnung. Die DFB-Elf erarbeitete sich ein deutliches Übergewicht, zwingende Torchancen blieben allerdings Mangelware. Nur bei Standardsituationen sorgte Deutschland gelegentlich für Gefahr. So vergab Kerstin Garefrekes nach einem Freistoß von Melanie Behringer aus aussichtsreicher Position. Japan zeigte sich taktisch gut eingestellt und stellte damit den Gastgeber vor die erwartet großen Probleme. Für das Offensivspiel tat die Mannschaft von Norio Sasaki allerdings nicht viel. Erst nach einem haarsträubenden Fehler von Saskia Bartusiak tauchte Yuki Nagasato erstmals gefährlich vor dem Gehäuse von Nadine Angerer auf, offenbarte aber deutliche Abschlussschwächen. Zum Ende der ersten Halbzeit erhöhte Deutschland noch einmal den Druck, ein Tor fiel vor dem Wechsel allerdings nicht.

Keine Tore in der regulären Spielzeit

Nach dem Wiederanpfiff nahm die Begegnung endlich an Fahrt auf. Vor allem weil die Japanerinnen zunehmend mutiger wurden.   Die Teams lieferten sich nun eine Begegnung auf Augenhöhe. Nach wie vor sorgte jedoch die deutsche Auswahl am ruhenden Ball für die besseren Chancen. Nach einer Flanke von Behringer kam Simone Laudehr frei zum Kopfball, Abwehrspielerin Yukari Kinga rettete aber für die bereits geschlagene Torhüterin auf der Linie.  Erst in der Schlussphase der regulären Spielzeit erarbeiteten sich die Teams auch Chancen aus dem Spiel heraus. Zunächst tankte sich Garefrekes auf der rechten Seite bis auf die Grundlinie durch, entschied sich dann aber mit einem langen Pass für die falsche Variante, nur kurze Zeit später tauchte Aya Miyama gleich zwei Mal vor Angerer auf, vergab aber kläglich. Unmittelbar vor dem Schlusspfiff drehte der Gastgeber noch einmal auf, der erlösende Treffer blieb trotz guter Chancen aus.

Maruyama sorgt für die Sensation

Auch in der Verlängerung hatten spielerische Höhepunkte Seltenheitswert. Erst Inka Grings sorgte noch einmal für einen Höhepunkt, als sie sich kurz vor dem Seitenwechsel den Ball erkämpfte und das Tor knapp verfehlte. Nur wenige Minuten später versetzte Maruyama die Nation  in einen Schockzustand. Aus spitzem Winkel überwand die 28-jährige Angreiferin Nadine Angerer. Die Nationalkeeperin machte dabei allerdings keine gute Figur. Deutschland bäumte sich gegen das drohende Aus auf und erzeugte endlich den nötigen Druck, um die quirligen Japanerinnen in Gefahr zu bringen. Allerdings ohne Erfolg. Anstatt des erhofften Ausgleichs, flossen nach dem spannenden Spiel reichlich Tränen. „Ein riesen Lob und riesen Respekt an Japan. Wir hätten wohl noch fünf Stunden weiterspielen können und wir  hätten kein Tor gemacht“, so Stürmerin Inka Grings.

DFB-Elf konnte nur gegen Frankreich überzeugen

Mit dem Erfolg der Japanerinnen hat das Turnier nun seine erste große Sensation. Ob die für den weiteren Turnierverlauf förderlich ist, ist jedoch mehr als fraglich. Schließlich ist mit Deutschland nicht nur der Gastgeber, Titelverteidiger und Topfavorit ausgeschieden, es verabschiedet sich auch der absolute Zuschauerrmagnet. Und das nicht ganz unverdient. Über den ganzen Turnierverlauf wurde der Gastgeber seiner Favoritenrolle nur selten gerecht. Gegen Kanada und Nigeria reichte es mit Mühe zu einem Zittersieg, einzig gegen Frankreich zeigte die DFB-Auswahl zumindest in der Offensive eine starke Begegnung. Gegen Japan fand die DFB-Elf erneut kein Mittel. Schon vor dem Viertelfinale hatte Bundestrainerin Neid vor der Stärke der Asiatinnen gewarnt. Damit sollte sie Recht behalten.